Zunftzeichen: Glaser

Weg des Handwerks - Zunftzeichen: Glaser

Das Handwerk der Glaser ist nicht zu verwechseln mit der Arbeit des Glasmachers. Während letzterer das Glas herstellte, verarbeitete der Glaser das vom Glasmacher fabrizierte Flach- oder Spiegelglas weiter. Sein Hauptprodukt waren in erster Linie Fensterverglasungen.

Zwar beherrschte man schon im 4. Jahrtausend v. Chr. die Herstellung von Glas im Vorderen Orient und Ägypten, später auch im Römischen Reich, jedoch gelangten diese Techniken in unseren Breiten erst im Hochmittelalter (13. Jh.) zur vollen Entfaltung. Großen Einfluss dabei hatte die Entwicklung der Glasherstellung in Venedig. Die Venezianer brachten mit der Eroberung Konstantinopels (heute Istanbul/ Türkei) im Jahre 1204, der Hauptstadt des byzantinischen Reiches und einem bedeutenden Zentrum der Herstellung und Weiterverarbeitung von Glas, die antiken Kenntnisse und Fertigkeiten der Glasfertigung nach Mitteleuropa. Hier waren allein die Klöster Hüter der antiken Herstellungstechniken gewesen. Sie stellten aber nur Glas für den eigenen Bedarf her, insbesondere für Kirchenfenster, indem Butzenscheiben mit Bleiruten eingefasst kunstvoll eingesetzt wurden und später folgten dann die Klarsichtgläser. Für Bürger- oder Bauernhäuser, ja selbst für die stattlichsten Burgen gab es noch keine Fensterverglasungen. In Burgen, Kirchen und Wohngebäuden neben Toren und Türen gab es zwar einige gemauerte Öffnungen für die Frischluftzufuhr, den Rauchabzug oder zur Ausschau. Aber gegen Sturm, Regen, Schnee oder Kälte schloss man die Öffnungen durch geöltes Papier, Leder oder Hanfsäcke und ähnlichen Materialien wie hölzerne Fensterladen. Solcherart Fenster waren noch im 18. Jahrhundert in Gebrauch.

Außerhalb der wirtschaftlich eigenständigen Klöster wurde erstmals in der ältesten, 1363 verfassten Gewerbeliste der Stadt Nürnberg ein Stadtglaser erwähnt. Und selbst in Nürnberg, damals eine der größten und bevölkerungsreichsten deutschen Städte, lassen sich Glasfenster in nicht kirchlichen, öffentlichen Gebäuden erst um 1470 nachweisen.

Von der Arbeit früherer Glasermeister, ihren alten Handwerkstechniken und Arbeitsgeräten ist heute vieles nur noch nachzulesen. Die Arbeitsgänge wurden im Laufe der Zeit technisch modernisiert. Insbesondere Fensterteile werden heute industriell vorgefertigt oder sie werden vollständig hergestellt. Heutzutage gibt es für alle Teile, die in ein Haus gehören, auch für die Fenster, eine vorgeschriebene Norm, sodass letztendlich alle Teile austauschbar sind. Aber Wehe, wenn eine Glasscheibe entzweigeht, dann ist ein Handwerksmeister gefragt, der ein Stück alte Handwerkskunst verstehen muss.

Eine wichtige Aufgabe des alten Glaserhandwerks war es Licht und Schutz ins Haus zu bringen. Die Meister und Gesellen schnitten Fensterglas auf bestimmte Größen und Formen zu und setzen die kleinen Scheiben zu größeren Holz- oder Bleifenster zusammen. So eine Scheibe ging schnell durch Steinwurf oder Zugluft entzwei und dann wurde der Glaser gebraucht. „Der Herr beschütze Korn und Wein – Der Hagel schlag die Fenster ein“, so lautete gelegentlich die Inschrift in einer Glaserwerkstatt.

Anfangs waren die Glaser mit den Malern in einer Zunft vereinigt. Die Vereinigung der Glaser mit den Malern in einem Amt trug durchaus gute wirtschaftliche Früchte, da das Amt neben der Fertigung von Glasfenstern, Scheibenreparaturen auch lohnende Aufträge für die hohe Kunst der Glasmalerei erhielt. Noch vor 1600 trennten sich beide Gewerke und die Glaser bildeten ein eigenes Amt. Doch auch die Glasmalerei blieb hier weiterhin präsent.

Ab dem 17. Jahrhundert und ganz besonders im 18. Jahrhundert konnte das Glaserhandwerk einen großen Aufschwung nehmen. Den Meistern stand erstmals Tafelglas (Fensterglas) in ausreichenden Mengen zur Verfügung. Existierten im Mittelalter vereinzelt und insgesamt nur spärlich Glashütten, schossen sie im ländlichen Raum bald wie Pilze aus der Erde. Allerdings wurden feinere Glaswaren nur in Ausnahmefällen und durch Privileg bestätigt, produziert, aber neben Flaschen, Bouteillen aus grünem Waldglas entstand jetzt durchsichtiges Fensterglas, auch Weißglas oder Klarsichtglas in großen Mengen. Mit der vermehrten Glasfertigung stieg die Konkurrenz untereinander an, was wiederum wirtschaftliche Unsicherheiten bei einzelnen Unternehmungen mit sich brachte, sodass 1836 von einer eingegangenen Glashütte zu Rostock zu hören ist.

Die Glasermeister mussten enge wirtschaftliche Beziehungen zu den Glashütten pflegen, um letztendlich gute Preise für das Glas erzielen zu können. Dazu war ihnen wie den Glashüttenbesitzern der Handel mit Glas erlaubt. Das Tafelglas von den Hütten ist nach Kisten gerechnet worden, eine Kiste Tafelglas enthielt 20 Bund zu je 6 Tafeln von 20 Zoll hoch und 16 Zoll breit.

Die Lehre bei den Glasern dauerte 3 Jahre. Der Glasermeister durfte keinen Jungen in die Lehre aufnehmen, bis dieser nicht lesen, schreiben und rechnen konnte sowie den Katechismus beherrschte. Andernfalls sollte der Meister es auf sich nehmen, den Jungen während der Lehre wöchentlich vier Stunden zur Schule zu schicken. Das war für den Meister oft keine leichte Entscheidung, denn selbst ein Lehrjunge musste sein Tagwerk einbringen. Wegen des Lehrgelds verglich sich der Meister mit den Eltern, für das Einschreiben und Aufdingen bezahlte der Junge nur eine geringe Schreibgebühr.

 Die Wanderschaft war den Glasergesellen auf drei Jahre vorgeschrieben und sie führten ein „geschenktes Handwerk“, wodurch der Geselle an jedem Ort eine festgelegte Unterstützung für Lohn und Unterkunft erhielt. Der Schutzpatron der Glaser war der Heilige Lukas, einer Legende nach galt Lukas als Maler und seine besonderen Attribute waren Arztgeräte und Malutensilien. Am Gedenktag des Patrons, am 18. Oktober, wurde unter den Glasergesellen tüchtig gefeiert. Außerdem waren die Gesellen dafür bekannt, dass sie gerne den „blauen Montag“ abhielten und damit einen zusätzlichen Sonntag einlegten. Dagegen wurde im 18. Jahrhundert von der Obrigkeit ein Verbot bei strikter Strafe erlassen, das wiederum galt allgemein für Handwerksgesellen.

Das Meisterstück bestand bei den Glasern in der Anfertigung von mehreren aufwendigen Stücken. Gefordert wurden allgemein das Maßschneiden einer rechteckigen Scheibe nach vorgegebener Zeichnung und die Verglasung mit Kitt eines hölzernen Fensterflügels. Schwieriger war die Herstellung von Bleiglasfenstern sowohl einzelner in runden oder ovalen Formen als insbesondere von zusammengesetzten Bleiglasfenstern: „Es müssen fünfzehn Scheiben in ihrer Höhe und Breite akkurat geschnitten werden und auf allen Seiten scharf an den Kern des Bleis zu stehen kommen, dass Längs- und Querblei muss rechtwinklig und lotrecht ausgerichtet sein“. Zuletzt musste eine bleiverglaste Straßenlaterne angefertigt werden, die ebenfalls nicht unkompliziert war, da sie Genauigkeit und einige Geschicklichkeit vom Meisteranwärter erforderte. Alle Arbeiten sollte der Geselle innerhalb von 8 Tagen unter Aufsicht in der Werkstatt des Meisters anfertigen, denn mögliche Fehlschnitte sowie anfallender Glasbruch flossen ebenfalls in die Bewertung ein, abschließend gaben die Altersmänner dann gemeinsam das Urteil ab.

Noch Anfang des 19. Jahrhundert war es keine Seltenheit, dass die Glaser die Fensterrahmen selbst anfertigten und nicht der Tischler. Dabei erzielten sie die besten Ergebnisse mit dem vom Beil gespaltenem Holz, weil es sich späterhin weniger in der Form verzog, als z. B. gesägtes Holz. Da gewöhnlich die Fenster damals recht klein waren, spalteten sie aus einem eichenen, astfreien Holzstock die maßgerechten Rahmenteile, die danach wie beim Tischler zusammengeleimt wurden. Solch ein Fenster hielt zwar nicht ewig, aber es überstand etliche Jahrzehnte den Winter hindurch.

Zum Schneiden der Glastafeln benutzte man anfangs härteste Stahlstifte und Schmirgel. Eingefasste Diamantsplitter kamen vermutlich erst nach dem 16. Jahrhundert zum Einsatz. Die Bleiumfassungen wurden vom Glaser selbst gefertigt. Die gegossenen Bleistränge waren 60-80 cm lang, wurden zu Rahmenfeldern geformt und diese miteinander verlötet. In Kirchenfenstern wurde die Bleirute als grafisches Mittel genutzt und die Glasscheiben farbig gehalten. Größere Fenster mussten sehr stabil sein, deshalb erhielten die Randbleie doppelte Stärke. Zur Anfertigung der Nuten in den Bleieinfassungen benutzte man einen Nuthobel, ab 15. Jahrhundert wurde der Bleizug oder die Ziehmaschine erfunden. Besonders für große Kirchenfenster kamen Bleiglasfenster nicht ins Holz, sondern wurden an Eisenstäben vorgehängt.

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