Zunftzeichen: Korbmacher
Um Körbe herzustellen, braucht man geschickte Finger und viel Geduld.
Bauern und ihre Familien betrieben das Korbflechten meist im Nebenerwerb. Von Dezember bis Februar wurden Hanf- und Bruchweidenzweige geschnitten und im Mai mit einer Weidenklemme geschält. Dabei zog man die Weidenruten durch nebeneinanderstehende Rundeisen
Das Schälen geschieht stets in frischem Zustand, weil sonst infolge des Austrocknens die Rinde sich mit dem Holz verbindet. Zum Schälen bedient man sich der sog. Klemme, einer aus zwei elastischen Schenkeln bestehenden hölzernen oder eisernen Zange, durch welche die eingeklemmten Nuten hindurchgezogen werden, wobei die Rinde aufspringt und sich so leicht entfernen lässt. Hierauf werden die Ruten rasch getrocknet, damit sie nicht ihre weiße Farbe verlieren; in dieser Weise vorbereitet, können sie mehrere Jahre aufbewahrt werden. Durch etwa halbstündiges Einlegen in Wasser erhalten sie ihre ursprüngliche Zähigkeit wieder und sind alsdann zum Flechten geeignet.
Für feinere Flechtarbeiten werden die Ruten gespalten und gehobelt, sodass sie die Form von Bändchen annehmen. Zum Zerspalten der Ruten bedient man sich des Klöbers oder Reißers, ein kleines Holzstöckchen, das am oberen Ende mehrere keilförmige Schneiden besitzt, über die man die Rute hinwegzieht. Der Korbmacherhobel besteht im Wesentlichen aus einem breiten Messer, das auf einem Holzklotz mit ebener Glas- oder Metallplatte stellbar befestigt ist und schräg gegen die Platte steht. Das Arbeitsstück wird wiederholt abwärts, der Schneide entgegen, gezogen. Um auch eine gleichmäßige Breite zu erhalten, wird der sog. Schmaler angewendet, der in seiner einfachsten Gestalt aus zwei in einem Klotz vertikal befestigten Klingen besteht, die mit ihren Schneiden so nahe aneinander stehen, als es der beabsichtigten Breite des Arbeitsstücks entspricht. In ganz ähnlicher Weise wird das Spanische Rohr zugerichtet.
Das Flechten eines Korbes beginnt stets mit der Bildung des Bodens. Dann kommt meist eine Form, d. h. ein hölzernes Modell von der inneren Gestalt des Korbes, zur Anwendung, sowie ein einfaches Gestell (Maschine), auf welchem die Form stellbar befestigt wird. Außerdem benutzt der Korbmacher flache Brettchen (Stöpsel) von der Gestalt des Bodens, die mittels einer Verlängerung gleichfalls auf dem erwähnten Gestell befestigt werden können und zur richtigen Bildung der Seitenwände dienen. Im Allgemeinen ist die Art des Geflechts mancherlei willkürlichen Abänderungen unterworfen, Große Körbe werden gewöhnlich ohne die angeführten Hilfsmittel (Form, Stöpsel und Maschine) hergestellt. Die fertigen Körbe werden, falls sie aus geschälten Ruten bestehen, gewaschen oder in einem Kasten, in welchem etwas Schwefel verbrannt wird, gebleicht.
Die erste Korbmacherzunft entstand im Jahre 1590 in München. Vielerorts schlossen sich die Korbmacher jedoch viel später als andere Handwerker zusammen. So kam es in Zwenkau, wo es 1630 nachweislich 29 Korbmacher gab, erst 1685 zur Gründung einer Innung. In Wittenberg erfolgte das 1699, in Leipzig 1709 und in Berlin 1735. In Thüringen erreichte das Korbmacherhandwerk im 18. Jahrhundert seine Blüte. Dort entstand die erste Korbmacherinnung um 1714 in Kranichfeld. Besonders in ländlichen Gebieten waren die Korbmacher ansässig, da sie hier die geeigneten Rohstoffe vorfanden. In den vergangenen Jahrhunderten legten sie meist die Weidenplantagen selbst an, pflegten und ernteten sie. Im 18. Jahrhundert hielten geflochtene Behältnisse, so Näh- und Waschkörbe, Brot- und Kuchenbrötchen, auch in die Wohnstuben und Salons als nützliches Utensil oder Zierde Einzug. Im 19. Jahrhundert hatten das südostasiatische Peddigrohr und in unserem Jahrhundert Plastgeflechtstoffe die Weide in den Hintergrund gedrängt. Heute sind Erzeugnisse aus Weiden wieder sehr gefragt. Mit gestalterischem Können, Fingerfertigkeit und Ideenreichtum fertigen die Korbmacher Einkaufskörbe, Puppenwagen, Korbmöbel, Kinderwagenkörbe und viele Gegenstände mehr für den Gebrauch oder als Raumkunst.
Geschnitten werden die Weidenruten zur Zeit der Saftruhe im Winter. Für die Weißkorbmacherei werden die nach Länge und Qualität sortierten Ruten in Wasserbassins gestellt, bis sich Blüten und Blätter zeigen. Dann lässt sich von den Ruten am besten die Rinde entfernen. Das erfolgte früher mit eine eisernen Klemme, durch die man die Weidenruten einzeln zog. Heute übernehmen das weitgehend Schälmaschinen. Ist die lose Rinde abgestreift, werden die geschälten Ruten abgetrocknet. Verarbeitet werden sie nicht vor einem Jahr, da das Holz noch schwindet.
Vor der Verarbeitung kommen die Ruten für etwa zwei Stunden in eine Weichwanne, damit sie genügend elastisch werden. Sollen die Ruten den dekorativen braunen Farbton erhalten, müssen sie unentrindet sechs bis acht Stunden gekocht, dann geschält und während des Tage dauernden Trocknungsprozesses öfter gewendet und angefeuchtet werden. Verarbeitet ein Korbmacher ungeschälte Weide, beispielsweise zu Kartoffelkörben oder Tragebehältnissen für Ballonflaschen, dann wird von der Grünkorbmacherei gesprochen. Dann wurde der Rumpf geflochten, wobei Hand oder Eisen immer wieder das Geflecht zusammenklopften. Das Biegeeisen endete in einer Öse, und die vorstehenden Enden wurden mit dem Ausputzmesser entfernt. Zum Einsetzen von Griffen wurde das Flechtwerk mit hölzernen Pfriemen auseinandergetrieben.
Die Spankorbmacher in dieser Gegend spalteten Esche-, Weide- oder Roteichenklötzer und zogen von diesen mit dem zweigriffigen Zugmesser die Späne ab. Da sie im Gegenzug zu den heute dafür gebräuchlichen Maschinen das natürliche Wachstum der Holzfaser nicht zerstörten, bekamen sie elastische, zugfeste Späne. Auf der Schnitzerbank glätteten die Korbmacher die Späne. Hier schnitten sie auch die Leisten für die Tragegestelle sauber zurecht. Vor dem Flechten mussten die Späne je nach Stärke drei bis sechs Stunden ins Wasser gelegt werden, damit sie sich gut biegen ließen.