Zunftzeichen: Stuckateur
Die Geschichte des Stuckateurhandwerks reicht weit zurück bis in das Altertum. Bereits aus der Zeit von 200 -900 vor Christus sind von den Assyrern in Vorderasien Stuckornamente erhalten. Ägypter, Griechen und Römer wendeten in vorchristlicher Zeit Putze und Stuck an, um Wände vor Witterungseinflüssen zu schützen und um Detailformen und Ornamente verfeinern zu können.
Auch von den Mayas in Süd- und Mittelamerika sind Stuckornamente erhalten. In Europa entstanden im Mittelalter vorzügliche Stuckarbeiten des islamischen Kulturkreises, die noch heute in der Alhambra in Grenada zu besichtigen sind.
Schon in der altägyptischen und griechischen Kultur wurden Putze und Stuck zur Abwehr von Witterungseinflüssen und zur Verschönerung von Oberflächen verwendet.
Danach geriet der Stuck lange Zeit in Vergessenheit und wurde erst in der Renaissance, im 15. Bis 17. Jahrhundert n. Chr. in Italien mit der Rückbesinnung auf die klassische Antike wiederentdeckt. Das Wort Stuck stammt vom italienischen „stucco“ und bezeichnet die plastische Ausformung von Gips- und Kalkmörteln auf verputzten Wänden und Decken. Von Italien aus breitete sich die Technik der Stückarbeiten zunächst in ganz Europa, später auch auf weiteren Kontinenten aus. Stuckarbeiten erlebten im Barock und Rokoko ihre Blütezeit.
Der Stuck wurde weiterentwickelt und zur Schaffung komplexer Ornamente und figürlicher Darstellungen genutzt, was in der Gotik und Romanik Ausdruck fand.
Diese Epochen sind bekannt für ihre üppigen Stuckverzierungen, die eine Verschmelzung mit Malerei und Architektur schufen. Bedeutende Künstlerfamilien wie die Asam oder die Zimmermann. Sie prägten diese Zeit mit ihren Werken.
Stuckateure entwickelten sich zu gefeierten Künstlern, die oft auch als Architekten, Maler oder Bildhauer tätig waren.
Mit dem Klassizismus, der die Vorherrschaft des Ornamentes ablehnte, ging ab Ende des 18. Jahrhunderts die Bedeutung von Stuckarbeiten fast ganz zurück. Zuletzt kam es in der Gründerzeit im Übergang vom 19. Zum 20. Jahrhundert nochmals zu einer größeren Verbreitung von Stuckverzierungen.
Über das Berufsbild der Stuckateure in geschichtlicher Zeit ist wenig bekannt. In Deutschland wurden die vorherrschenden Holzbauweisen erst ab 800 n. Chr., im frühen Mittelalter, zunehmend von Steinbauten abgelöst. Erst dann fanden Putz- und Stuckarbeiten auch in Deutschland, dem damaligen Germanien, ihre Verbreitung. Unter den im Mittelalter entstandenen Handwerkszünften ist das Stuckateur-Gewerk nicht vertreten. Vermutlich übernahmen die Maurer auch das Verputzen der Wände und Gewölbedecken während Stuckarbeiten von nicht organisierten, wandernden Handwerkern ausgeführt wurden. Bis heute haben sich in Deutschland regionale Unterschiede erhalten. So unterscheiden sich die einzelnen Regionen durch die Wahl der vorherrschenden Putzmörtel, die traditionell von örtlichen Steinbrüchen und Rohstoffvorkommen bestimmt wurden. Auch heute noch gehören zum Bespiel in Norddeutschland, wo Sichtmauerwerk bei den Fassaden überwiegt, Putzarbeiten zum Beruf des Maurers.
Die industrielle Entwicklung und die gestiegenen bautechnischen Anforderungen haben in den letzten Jahrzehnten gerade im Stuckateurhandwerk zu einer großen Veränderung des Berufsbildes geführt. Zu den klassischen Tätigkeiten des Verputzens und des Anfertigens von Stuckornamenten kamen mehrere neue Tätigkeitsfelder hinzu. Der Trockenbau mit industriell vorgefertigten Bauelementen, der bauliche Wärmeschutz und die modernen Fließestriche, haben dafür gesorgt, dass der Stuckateur heute ein sehr vielseitiger Beruf geworden ist.
Heute gibt es eine Teilung des Berufs in zwei Hauptbereiche:
- Künstlerischer Zweig: Spezialisierung auf Restaurierung und Denkmalpflege historischer Fassaden und Innenräume.
- Moderne Bauausführung: Arbeit an Neubauten und Modernisierungen, inklusive Verputzen, Dämmen und dem Einbau von Trockenbaukonstruktionen.
Die Arbeit an der energetischen Sanierung von Gebäuden ist ein wachsender Arbeitsbereich für Stuckateure und trägt zur Erreichung der Klimaziele bei.