Zunftzeichen: Zimmerer
Die ersten Wohnanlagen der Menschen waren Erdhöhlen, Baumnester, Laub-, Rinden- und Holzhütten, Flechtwerk und Pfahlbauten. Holz, der von der Natur angebotene Rohstoff, gab, entsprechend bearbeitet, dem Menschen Schutz gegen Wetterunbilden, wie Regen, Schnee und Kälte, sowie eine Sicherung gegen Gefahren durch wilde Tiere und feindliche Menschen.
Die Zimmerleute wurden schon 950 v. Chr. erwähnt. Der Zimmermann nimmt in der Bibel eine hervorragende Stellung ein, da er der Mann ist, der das „Haus erbaut”. Der erste Holzbau, der in der Bibel beschrieben wird, ist die aus Tannenholz gezimmerte Arche Noah. Das Neue Testament berichtet vom hl. Josef, der Zimmermann von Beruf war; er gilt deshalb als Patron der Zimmerleute. Julius Cäsar erwähnt in seinem Bericht über den Gallischen Krieg eine pioniermäßige Behelfsbrücke über den Rhein, die seinen Angaben zufolge in nur zehn Tagen fertiggestellt wurde.
Die Ausbildung der Zimmerer im Mittelalter übernahmen die Bauschulen der Klöster, Fürsten-, Herren- und Fronhöfe sowie die Bauhütten. So wurde der Verband der an den Sakralbauten des späten Mittelalters tätigen Bauleute genannt. Eine der bedeutendsten Bauhütten befand sich in Wien (St. Stephan). Wohl aus diesen Zusammenschlüssen entwickelten sich die Zünfte, die etwa um das Jahr 1300 erstmals erwähnt wurden. Vollgenossen der Zünfte durften nur Meister sein. Die Gesellen schlossen sich in Gesellenbrüderschaften zusammen, um ihre Interessen gegenüber den Meistern zu wahren. Im Jahr 1593 wurde das Mindestalter der Lehrjungen mit 16 Jahren festgesetzt und die Lehrzeit mit drei Jahren bestimmt. Das Ende der Lehrzeit nannte man Freisprechung. Um sich Welt- und Menschenkenntnisse sowie eine vielseitige praktische Erfahrung anzueignen, mussten die freigesprochenen Handwerksgesellen drei Jahre lang auf Wanderschaft gehen. Bei den Zimmerleuten wurden die wandernden Gesellen als „Fremdgeschriebene” bezeichnet.
Berühmte Bräuche wie die Walz und Zimmererkluft haben historische Wurzeln, während die frühe Arbeit mit Handäxten und Hobeln die Basis für moderne Techniken bildete. Aber auch das Arbeiten mit langstieligen Äxten, um Balken aus Holzstämmen zu schälen, und mit Breitbeilen, um die Oberfläche zu glätten. Das Sägen, Hobeln und Bohren von Löchern für Verbindungen geschah früher von Hand. Holzzapfen, die von Hand in die gebohrten Löcher geschlagen wurden, und Nägel waren die Hauptverbindungstechniken.
Die traditionelle Kluft der Zimmerer beinhaltet einen Ohrring am linken Ohr, der mit dem Nagel und Hammer geschlagen wird und für den Gesellen auf der Walz als Erkennungsmerkmal diente.
Der Brauch des Klatschens beim Singen von Liedern ist im Zimmererhandwerk weit verbreitet und entstand während der Walz, wie auch heute bei Richtfesten zu beobachten ist.
Moderne Zimmerleute errichten Fachwerkkonstruktionen, Dachstühle, Fertighäuser, montieren Fenster und Türen und führen Innenausbauten durch.
Die Sanierung von Altbauten und die Restaurierung historischer Holzkonstruktionen gehören ebenfalls zum Tätigkeitsbereich.