Dolnoserbski gymnazium Chóśebuz / Niedersorbisches Gymnasium Cottbus
Etwas abseits des Stadtkernes versteckt sich im Norden ein wichtiges Stück sorbischer/wendischer Geschichte, das Niedersorbische Gymnasium. Eine weltweit einzigartige Einrichtung. Die im Jahr 1952 als Sorbische Oberschule (Serbska wuša šula) gegründete Einrichtung verbindet bis heute den Schulalltag mit der sorbischen/wendischen Sprache und Kultur, wie zum Beispiel den traditionellen Bräuchen „kokot" und „zapust". Später erhielt es als Sorbisch Erweiterte Oberschule (Serbska rozšyrjona wuša šula) im Jahr 1974 den Namen der bekannten niedersorbischen Schriftstellerin „Marjana Domaškojc". Wie kam es dazu, dass dieses Gebäude zu einer Bildungsstätte der sorbischen/wendischen Minderheit wurde?
Der Gebäudekomplex, erbaut im Jugendstil, wurde 1910 als Lehrerseminar eröffnet. In der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 und in der Nachkriegszeit bis 1952 wurde er ebenfalls als Ausbildungsstätte für Lehrkräfte genutzt. Die wichtige Bedeutung der Einrichtung für die Stadt wird auch deutlich, wenn man sich die Namen der umliegenden Straßen anschaut. Hinter dem Gebäudekomplex findet man die Seminarstraße. Die Straßen links und rechts wurden nach den berühmten Pädagogen Adolph Diesterweg und Johann Pestalozzi benannt, deren Reliefs sich auch in der Aula der Schule wiederfinden. Folgt man diesen drei Straßen, kann man einen Rundgang um das Schulgelände machen und sich einen Überblick über die verschiedenen Gebäude verschaffen.
Rechts des Hauptgebäudes sieht man einen Anbau in Form einer Villa. In dieser befindet sich heute die „Arbeitsstelle für sorbische/wendische Bildungsentwicklung in Cottbus“ (ABC). Eine zweite Villa stand bis 1945 auch symmetrisch an der linken Seite des „Altbaus“, wurde aber während des 2.Weltkriegs zerstört. Im Jahr 1996 wurde an dieser Stelle entlang der Diesterwegstraße ein Neubau errichtet. Im selben Jahr wurde eine moderne Sporthalle erbaut, die sich im hinteren Bereich an der Seminarstraße befindet. Entlang der Pestalozzistraße läuft man vorbei am Mehrzweckgebäude, in welchem früher der Sportunterricht stattfand und heute die Mahlzeiten eingenommen werden und Kulturveranstaltungen stattfinden.
Wieder vor der Schule angekommen, befindet sich dort ein Luther-Denkmal aus Sandstein. Es ist in seiner Gestaltung einmalig, da es Luther beim Thesenanschlag darstellt. In seiner linken Hand hält er das Papier mit den Thesen. In seiner rechten Hand hielt er den Hammer, welcher jedoch durch häufigen Standortwechsel zerstört wurde. Ob ihm der Hammer wohl immer noch fehlt?