Woglěd pla nykusa / Besuch beim Wassermann
Was macht ein Wassermann in der Innenstadt von Cottbus? Und wer ist er überhaupt? Mit ihrer zweisprachigen Aufschrift im Deutschen und Niedersorbischen ist die Skulptur einzigartig. Der Wassermann steht hier für eine sorbische/wendische Sagenfigur, welche auch aus Mythologien anderer europäischer Länder bekannt ist. Der Sage nach besitzt der Wassermann Kräfte, welche an das Wasser gebunden sind. Oft soll er am Ufer unter dem Wasser sitzen oder an der Oberfläche, um Kinder zu verscheuchen, damit sie nicht dem Wasser nahekommen. Neugierige Menschen, die nach seinen Seerosen greifen, versucht er aber hinunter in sein Reich zu ziehen. Somit wird er ambivalent als böse, aber auch als gute Sagengestalt dargestellt. Neugierig geworden?
Beim Objekt handelt es sich um eine Stele, welche aus Sandstein geschaffen wurde. Wie schon beschrieben, ist das Besondere an dieser Skulptur die zweisprachige Aufschrift: „Der Besuch beim Wassermann – „Woglěd pla nykusa". Der Künstler, Johannes Peschel, ist ein sächsischer Bildhauer. Er wurde 1931 in Kamenz geboren und war ab 1959 als freischaffender Künstler tätig. Entworfen hat er Kleinplastiken bis großformatige Objekte, darunter auch „Der Besuch beim Wassermann". Die säulenartige Skulptur repräsentiert den Wassermann, eine Sagenfigur des Spreewaldes. Zu finden ist das Objekt vor dem "Oblomov", einem Teeladen, unweit der Klosterkirche bzw. Wendischen Kirche. Stolz thront er und blickt über den grünen Platz. Die Wendenstraße, welche an ihm vorbeiführt, ist Teil des Wendischen Viertels in Cottbus.
Auf der Säule erkennt man Mädchen, die traditionelle Trachten mit Hauben tragen und Jungen mit schicken Anzügen. Die Kinder halten sich gegenseitig fest und umgeben somit den unteren Teil der Skulptur. Auf der rechten Seite der Skulptur erkennt man einen Storch. Dieser steht im Volksglauben als Symbol für den Beginn eines neuen Lebens. Diese Bedeutung hat sich bis heute in vielen Gebieten erhalten und somit ist es üblich, wenn sich ein Neugeborenes ankündigt, einen Storch (ob er nun aus Holz, Plastik oder aus anderen Materialien besteht) vor die Tür zu stellen. In derselben Höhe, aber auf der Vorderseite, steht sich ein Paar in Tracht gegenüber. Diese halten sich an ihren Händen fest. Über dem Paar sitzt der Wassermann und beobachtet das Treiben. Die Aufschrift findet man auf dem Sockel der Stele.