Zunftzeichen: Tuchmacher

Weg des Handwerks - Zunftzeichen: Tuchmacher

Die Tuchmacher waren eine reiche Zunft mit kaufmännischem Gehaben. Aus Wolle webten sie kostbares Tuch und bereiteten auf ledernen Lade mit Kratze und Schere den schweren Samt.
Der Würzburger Einung verlieh nach der Sage Barbarossa Siegel und Wappen. Der Namen für ihre Zünfte sind viel, je nach der Tuchart und Sprache. So heißen sie Wollner, Tucher zumeist, auch Grautücher, Zauer und Draver, Salunenmacher, Dirredeyer, Lakenmaker, Rufeler.

Selbständiger Tuchmachermeister konnte nur derjenige werden, welcher seine vorgeschriebene Zeit gelernt, als Geselle gearbeitet, die Wanderzeit durchgemacht und endlich die Befähigung zum Tuchmacherhandwerk nachgewiesen hatte. Man verlangte ferner von ihm guten Ruf, eheliche Geburt und eine gewisse Bildung.
Bei bestandener Meisterprüfung wurde eine Urkunde ausgestellt und vom Bürgermeister und Zunftvorstande unterzeichnet. Jeder Meister musste Bürger werden und stets das Ansehen der Stadt und seines Standes zu fördern suchen. Dem jungen Meister zu Ehren fand ein Festmahl statt, zu welchem der Gefeierte einen Reichstaler beisteuern musste. Man trank an diesem Tage aus dem Gewerbekelche, der vom Jüngsten bis zum Ältesten wanderte. Der Name des Jungmeisters wurde nun ins Meisterbuch eingetragen, ferner wurde ihm ein Meisterbrief gegen Hinterlegung von drei Talern ausgehändigt.

Allmählich wurde dann das Handwerk durch Einführung der modernen Hilfsmittel des Fabrikbetriebes immer mehr eingeengt. Neben den Werkstätten entwickelten sich die Tuchfabriken, und zwar wohl besonders aus dem Grunde, weil Werkstätten nicht in der Lage waren, genügend Tuch für militärische Zwecke zu liefern. Um mit dem Niedergange des Tuchmacher-Gewerbes nicht auch die Leichenbruderschaft einschlummern zu lassen, ließen sich jetzt auch andere  Handwerksmeister, für 30 Silbergroschen ins Meisterbuch der Tuchmacher-Innung eintragen.

Die traditionelle Tuchmacherei
Tuchmacher verarbeiteten gesponnene, gezwirnte und fallweise schon gefärbte Schafwolle auf Webstühlen zu Wolltuchen. Tuche, die aus gefärbter Wolle gewebt waren, besaßen einen höheren Wert als im ganzen eingefärbte Stücke. In Deutschland, wo (außer in Friesland) bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts fast nur leinene Kleidung getragen wurde, hat sich die Verarbeitung der Wolle erst seitdem, aber dann sehr schnell eingebürgert, und viele Städte sind durch die Produktion von Wolltuchen und Leinwand und bedeutend geworden. Dem eigentlichen Weben ging das Zurichten voraus, worunter man die Vorbereitung der Kette (Zettel, Weft, Schweif, Auszug) verstand. Die Kettfäden mussten zunächst einzeln gespult werden, damit man einen gereinigten, ausgebesserten und zusammenhängenden Faden von beliebiger Länge erhielt.

Die wichtigsten Werkzeuge waren die Tuchschere und die Weberkarden
Die getrockneten Fruchtstände der sogenannten Weberkarde. Deren Name weist bereits in die richtige Richtung: Dieses Werkzeug kam bei den Tuchmachern zum Einsatz, um Wollstoffe aufzurauen, flauschiger zu machen und damit sozusagen zu veredeln. Es handelt sich um eine sogenannte Distelkarde. Die ob ihrer Bedeutung sogar im Zunftzeichen der Tuchmacher zu sehen ist. Um sie herzustellen, wurden die getrockneten Fruchtstände, deren sehr elastischen Dornen am Ende kleine Widerhaken tragen, der Länge nach durchbohrt, auf einen Draht gefädelt und so mit dem Holzkreuz verbunden, dass der Tuchmacher mit den sehr elastischen Dornen den Stoff kämmen und aufrauen konnte, ohne ihn zu zerreißen.

Natürlich mussten die dornigen Pflanzenteile recht häufig ersetzt werden. "In den Dillenburger Intelligenznachrichten wird Ende des 18. Jahrhunderts noch dazu aufgerufen, die Weberkarde anzubauen". Distelkarden seien schon sehr früh genutzt worden und nur schwer zu ersetzen gewesen. Selbst nach dem Einsetzen der Industrialisierung habe man die getrockneten Fruchtstände der Weberkarde noch eine Zeitlang in Maschinen verwendet, weil Experimente mit auf Lederbändern montierten Messing- oder Stahldornen zunächst nicht zufriedenstellend verlaufen seien: "Die Distelkarde war lange Zeit einfach unschlagbar!" Abgelöst wurde sie schließlich aber doch von den sogenannten "Kratzen" mit Drahtnadel-bestückten Lederbändern. Heute werden Weberkarden nur noch für Spezialstoffe eingesetzt, beispielsweise für die Filzbespannung von Billardtischen.

Die Arbeit am Webstuhl
Um raue Kettfäden zu glätten und schwach gedrehte Garne zu festigen, tränkte man sie mit Leim oder einer Mischung aus Kleister und Leim, was Schlichten hieß. Schließlich wurden die Kettfäden auf einer breiten Walze, dem Kettbaum, aufgewickelt aufgebäumt) und ins ‚Geschirr‘ (Schäfte + Kamm) eingezogen. Die Vorbereitung des Schusses (Einschuss, Einschlag, Eintrag) war viel einfacher, weil das meist lockerere und dickere Schussgarn vielfach schon gebrauchsfertig von den Spinnern oder Garnhändlern (Kauderer) geliefert wurde und nur noch angefeuchtet (gedämpft) werden musste.
Beim Weben am Trittwebstuhl, der im frühen Mittelalter aufkam, wurden die Schäfte durch Tritthebel abwechselnd gesenkt und gehoben; dadurch bildeten die Kettfäden ein sog. Fach, durch das der ‚Schützen‘ (Weberschiffchen) mit dem Schussfaden geworfen wurde. Nach dem Eintrag wurde der Schussfaden durch die pendelnd aufgehängte Lade mit dem ‚Webblatt‘ (Kamm), einem rechteckigen Rahmen mit senkrechten elastischen Stahlstäbchen zur Führung der Kettfäden, an das bereits fertige Gewebe angeschlagen. Sodann wurde die Stellung der Schäfte gewechselt (umgetreten), ein neuer Schuss eingetragen und angeschlagen. 
Das Wollgewebe Mitteleuropasstand immer im Schatten der nordwesteuropäischen Tuchproduzenten, die vor allem durch die klimatisch begünstigte Schafzucht eine ideale Rohstoffbasis besaßen. Besonders die sich in England und in den Niederlanden entwickelnde Zeugweberei machte der deutschen Tuchproduktion, die in Köln konzentriert war, Konkurrenz. Als zeug wurde meistens ein leichtes Wollgewebe bezeichnet, das in der regel aus Kammgarn hergestellt wurde und billiger war als Tuch.
Mechanisierung (1784 gelang dem Engländer Cartwright die Konstruktion eines mechanischen Webstuhls), Verlagswesen (von zünftigen Bindungen unabhängige Produktion) und Manufaktur führten zum Niedergang der handwerklichen Tuchmacherei.

Reinigungs- und Kämmmaschine um 1750 von Lewis Paul
Die Tuchmacher stopften die geschorene Wolle in die Lade am hinteren Teile der Reinigungsmaschine, welche durch Drehen eines Kurbelrades in Bewegung gesetzt wurde und bewirkte, dass die Wolle durch mehrere mit spitzen Haken versehenen Kammrollen musste, dadurch gereinigt und gekämmt wurde und sich als lose Fäden vorne um die große Spule wickelte.

Spinn- und Schermaschine um 1760 - Spinn- und Schermaschine von James Hargreaves

Die großen Spulen wurden auf eine Drahtwelle des Spinnapparates gesteckt. Von ihnen leitete man die losen Wollfäden zu den vielen kleinen Spulen im Vordergrunde der Spinneinrichtung und befestigte sie an ihnen. Diese losen Wollfäden verwandelte die durch den Handbetrieb in Bewegung gesetzte Spinnmaschine in feste , gedrehte Fäden,und legte sie dicht aneinander auf die kleinen Spulen, welche dann zum Zwecke des Scherens auf Drahtsprossen eines leiterähnlichen Apparates gebracht wurden. Den von jeder Spule führenden Faden zog man durch ein mit mehreren Öffnungen versehenes Brett, sodass jeder Faden für sich alleine durch eine Öffnung ging und befestigte ihn an dem etwa meterweit entfernt stehenden Scherrahmen. Dieser Scherrahmen besteht aus einer senkrechten Stange, welche mit Lederriemen an Decke und Fußboden befestigt und durch Querbalken mit parallellaufenden kürzeren Stangen so zu einem Gerüst verbunden ist, dass sich das Ganze frei drehen kann. Wurde nun der Scherrahmen in eine rotierende bewegung versetzt, dann legten sich alle Fäden so um das Gerüst, dass sie später leicht abgenommen und in einer schleimigen Flüssigkeit gebrüht werden konnten. Diese Flüssigkeit stellte man früher aus Schaffüßen, später aus Leim und Mehl her. Die Fäden wurden auf diese Weise stärker und haltbarer.

Wirk- und Webmaschine

Nun wurden die Fäden zum Wirken und Weben aufgebracht. dieses Aufbringen auf den Wirk- und Webstuhl erfolgte derart, dass die geschorenen Fäden auf einem Baum am Hinterteil des Webstuhles gedreht wurden. Um eine Verkoppelung zu verhindern, wurden sie durch zwei zu diesem Baume parallellaufende Schienen sowie durch einen Webekamm gezogen und an einer Rolle unten am Vorderteile des Webstuhles befestigt. Am Webstuhle befinden sich zwei Schienen, auf welche der Meister beim Weben tritt und so bewirkt, dass ein Teil der aufgebrachten Fäden in die Höhe, der andere nach unten befördert wird. Durch die so entstandene Lücke fährt das Webschiffchen hin und her und schlägt den aus ihm hervorkommenden Faden mit der Kammlade dicht an seine Genossen heran, wodurch das starke Tuch entsteht.

 

 

 

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