Straßennamen und ihre Bedeutung (weitere Stadtteile)
Sorbische/Wendische-deutsche Straßennamen
Straßennamen in deutscher und niedersorbischer/wendischer Sprache finden sich fast überall in Cottbus/Chóśebuz. Entsprechende gesetzliche Regelungen ab den 1950er Jahren sowie die Anerkennung des angestammten Siedlungsgebiets der Sorben, auch Wenden genannt, sehen eine diesbezügliche Zweisprachigkeit vor. Darüber hinaus gibt es Straßennamen, die an (deren) Persönlichkeiten erinnern oder sorbischen/wendischen Ursprungs sind.
Ostrow/Wótšow
Ostrower Damm, -Platz, -Str. und -Wohnpark/Wótšojski brjog, abgeleitet von wótšow/wotschow = Insel - eine von Gräben eingefasste Feldmark, oder = Horst – eine aus dem Sumpfe hervortretende Erhöhung; bis zur Eingemeindung 1872 war Ostrow/Wótšow ein primär sorbisches/wendisches Angerdorf mit eigenem Friedhof.
Briesmannstraße/Briesmannowa droga (Johannes Briesmann/-us 1488–1549)
Geboren in Cottbus/Chóśebuz - seine Mutter war Tochter des sorbischen/wendischen 2. Bürgermeisters Valentin Dobrek, Mönch am Franziskanerkloster Cottbus, Theologiestudium in Frankfurt (Oder) und Wittenberg (Dr. theol.), Bekanntschaft mit Martin Luther, 1522 erster evangelischer Gottesdienst an der Oberkirche seiner Heimatstadt, Verfasser religiöser Schriften, Verbreiter der evangelischen Lehre in Ostpreußen (Königsberg), Riga und im Livland, Gedenktafel an seinem Wohnhaus auf dem Cottbuser Altmarkt 15
Ludwig-Leichhardt-Allee, -Gedenktafel und -Stein, sowie -Brücke/Aleja Ludwiga Leichhardta (Friedrich Wilhelm Ludwig Leichhardt 1813–1848)
Geboren in Trebatsch, Ortsteil Sabrodt – Sohn eines Torfinspectors; seine Mutter, geb. Strehlow, war sorbischer/wendischer Herkunft, Gymnasium in Cottbus, Studium in Berlin,Zoologe, Botaniker, Geologe und Autor von Reiseberichten als völkerkundliche Quelle, Erforschte Flora und Fauna – führte ab 1844 drei Expeditionen in Australien an. Leichhardt hatte Kontakt zur indigenen Bevölkerung der Aborigines sowie zu eingewanderten Sorben/ Wenden aus der Niederlausitz. Während der 3. Expedition 1848 vermutlich in Zentralaustralien vermisst Gedenkstatue mit Tafel am Standort des ersten Cottbuser Gymnasiums (s. Foto), dessen Schüler Leichhardt von 1829 bis 1831 war; Ludwig-Leichhardt-Gymnasium Cottbus; Leichhardt-Haus auf dem Campus der BTU Cottbus-Senftenberg.
Sandow/Žandow
Am Doll/Pśi dole, abgeleitet von doł/dol = Niederung
An der Pastoa/Pśi pastwje, abgeleitet von pastwa = Hutung, Weideflur
Blechenstraße, -Gedenktafel und -Park (Carl Blechen 1798–1840)
Geboren in Cottbus/Chóśebuz - seine Mutter, geb. Happatz, war Tochter eines sorbischen/wendischen Schneidermeisters, Bankkaufmann und einer der bedeutendsten Landschaftsmaler im 19. Jahrhundert, Professor für Landschaftsmalerei an der Berliner Akademie. Zweisprachige Gedenktafel am Ort seines Wohnhauses (Berliner Platz/Ecke Stadtverwaltung - s. Foto); eine Plastik seiner Person im Cottbuser Blechenpark ist verlustig.
Schmellwitz/Chmjelow
Bonnaskenstraße und -platz/Bonarska droga und Bonarske naměsto, abgeleitet von bon = Frondienst bzw. bonaŕ = Fronarbeiter
Sielow/Žylow
Mathäus-Riese-Weg/M. Rizowy puś (Mato Rizo 1847–1931)
Geboren in Drachhausen/Hochozy, Lehrer und Kantor in Striesow/Strjažow und Sielow/Žylow, Dichter, Chorleiter, Komponist und Autor u.a. erster Theaterstücke in seiner sorbischen/wendischen Muttersprache. Im Cottbuser Ortsteil Sielow ist ein „Witaj“-Kindergarten mit niedersorbischer/wendischer Begegnungssprache nach ihm benannt.
Stadtmitte/Srjejź
Wendenstraße/Serbska droga– die vor Jahrhunderten überlieferte Bezeichnung Wendengasse führt(e) innerhalb der Cottbuser Altstadt zur einstigen Wendischen Kirche, gelegen am nördlichen Teil der Stadtmauer; hier wie auch in der benachbarten Klosterstraße ist die Ansiedlung sorbischer/wendischer Bürger belegt; die weder 1937 noch in der DDR-Zeit im Jahre 1953 angestrebte Umbenennung in „Sorbenstraße“ war erfolgreich, insofern war die Wendenstraße namengebend für das ab 1984 neu entstandene -> „Wendische Viertel/Serbski běrtyl“.