Póštapnik za Serbowku Pawlina Krawcowa - Stolperstein für Pauline Krautz
Als die Nationalsozialisten sorbische Ortsnamen auslöschten, erhob Pauline Krautz mutig ihre Stimme. Aus einfachen Verhältnissen stammend, hatte sie sich zu einer engagierten Bewahrerin sorbischer/wendischer Kultur entwickelt. Doch ihr Widerstand brachte ihr die Verhaftung, Verlust ihrer Existenz und kostete sie schließlich ihr Leben. Pauline Krautz war mehr als eine Trachtenschneiderin – sie war eine Kämpferin für ihre Überzeugungen.
Pauline Krautz, geboren am 18. Dezember 1890 in Dahlitz (Kolkwitz) unter dem Namen Pauline Rehnus (sorbisch Pawlina Renusojc), wuchs als ältestes von fünf Kindern in ärmlichen Verhältnissen auf. Nach der Volksschule arbeitete sie in einer Tuchfabrik in Cottbus, wo sie die Tuchherstellung kennenlernte. 1912 heiratete sie den Schlosser Reinhold Krautz und begann danach eine Schneiderlehre, die sie mit dem Meisterbrief abschloss. In dieser Zeit begann sie auch eine Stickereilehre. 1926 eröffnete Pauline Krautz in der Sandower Straße in Cottbus ein Geschäft für wendische Trachten sowie Kunst- und Fahnenstickerei. Dieses Geschäft machte sie zur ersten Produzentin von Trachtenpuppen in Serie. Die Puppen, die sie in verschiedenen Trachten fertigte, wurden schnell bekannt und fanden hohe Nachfrage. Sie präsentierte ihre Werke auf Ausstellungen in Städten wie Bautzen, Dresden, Berlin, Saarbrücken und Prag. 1936 lieferte sie eine große Bestellung für die Olympischen Spiele in Berlin.
Ab 1937 geriet sie jedoch in Konflikt mit den Nationalsozialisten, als diese begannen, sorbische/wendische Orts- und Straßennamen durch deutsche Bezeichnungen zu ersetzen. Pauline Krautz protestierte gegen diese Maßnahmen, unter anderem 1938 in Burg (Spreewald). Daraufhin wurde sie Anfang August 1938 wegen "heimtückischer Angriffe auf Staat und Partei" zu einer Zuchthausstrafe verurteilt. Sie verbrachte zehn Wochen im Frauengefängnis in Cottbus. Danach geriet sie in die Fänge der Gestapo, wo sich für 10 Monate ihre Spur verliert. Im Spätsommer 1939 kam sie gesundheitlich und seelisch stark angegriffen frei. Die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Belastungen zwangen sie schließlich, ihr Geschäft aufzugeben, da ihr sowohl Material als auch Absatzmöglichkeiten verweigert wurden.
Pauline Krautz starb am 16. September 1941 in ihrem Geburtsort Kolkwitz an den Folgen der Haft. Ihre Erinnerungen und Gedichte wurden später von ihrer Schwester Helene Polenz an die Öffentlichkeit gebracht.
Zum Gedenken an diese mutige Frau wurde im November 2009 in der Sandower Straße 4 in Cottbus, ihrem ehemaligen Wohn- und Geschäftshaus, ein Stolperstein verlegt. Pauline Krautz wird heute als eine bedeutende Persönlichkeit der sorbischen Kulturgeschichte und als Opfer des Nationalsozialismus gewürdigt.