Suknjaŕska studnja - Tuchmacherbrunnen
Der Tuchmacherbrunnen an der alten Stadtmauer nahe dem Gerichtsberg ist ein beeindruckendes Denkmal, das die traditionsreiche Kunst der Tuchherstellung würdigt. Mit seiner detailreichen Gestaltung erzählt er von der kulturellen und wirtschaftlichen Bedeutung dieses Handwerks für die Region und nicht zuletzt über Traditionen der Sorben/Wenden.
Ursprünglich wurde der Brunnen vom Bildhauer und Kunsthandwerker Richard Kuöhl (1880-1961) angefertigt. Besonders bekannt war er für seine Fähigkeit, beeindruckende Reliefs und Skulpturen zu gestalten. In den frühen 1980er Jahren wurde der Brunnen durch Vandalismus jedoch zerstört, doch der Bildhauer Dietmar Oehme rekonstruierte diesen Brunnen aus Sandstein und Bronze bis 1984 detailgetreu.
Die runde Brunnenschale wird von einem Steinsockel getragen und von der Mitte der Schale aus ragt eine Säule zum Himmel. An dieser Säule sind die Wasserhähne des Brunnens befestigt und sie trägt einen Bronzering. Im Relief des Ringes sind die Szenen der Tuchherstellung dargestellt: von der Schafhaltung über das Spinnen bis zum Handel mit dem fertigen Tuch. Auf dem Beckenrand ist die Inschrift „Ein ehrsam Handwerk wird geehrt, das gute Tuche wirkt und schert." zu erkennen. Durch diese Inschrift wird die Verehrung des Handwerks der Tuchherstellung ausgedrückt.
Die Tuchherstellung war kulturell bedeutend u.a. für die Sorben/Wenden. Schon früh waren sie handwerklich begabt und verarbeiteten ausgezeichnet Schafwolle und Flachs, dadurch waren sie in der Lage, Kleidung für sich selbst und kunstvolle Trachten anzufertigen. Die Trachten mit den aufwendig gestalteten Stoffen sind bis heute ein wichtiger Teil der sorbischen/wendischen Identität.
Die Arbeiter in den später entstandenen Tuchfabriken in Cottbus kamen meist aus den umliegenden Dörfern und waren somit Sorben/Wenden. Wirtschaftlich stärkte die Tuchindustrie die Region und war ein wesentlicher Faktor für den Wohlstand der Cottbuser Bürger. Der Tuchmacherbrunnen veranschaulicht die Technik und Kunst zu der damaligen Zeit und erinnert an die Wurzeln der Tuchherstellung. Die kunstvolle Gestaltung des Brunnens, kombiniert mit der Industriegeschichte von Cottbus/Chóśebuz, macht den Brunnen zu einem beeindruckenden Denkmal.